Die Ergebnisse der Landtagswalen in Sachsen und Thüringen: AfD und BSW gewinnen deutlich

Thueringen(LtW_2024)KleinDresden/Erfurt: 2. September 2024: Gestern fanden Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen statt. In Thüringen betrug dabei die Wahlbeteiligung 73,6 % (+8,7 %), in Sachsen 74,4 % (+7,9 %). Die Wahlergebnisse stimmten weitgehend mit den vorher veröffentlichten Umfragedaten überein. In Thüringen erzielte die als rechtsextremistisch eingestufte AfD allerdings ein etwas höheres Ergebnis als die vorher ermittelten 30 %. In dem Bundesland bekam die AfD insgesamt 32,8 % (Landesstimmen) und wurde bei dem Zugewinn von 9,4 %-Punkten deutlich stimmenstärkste Partei.
Auch das erst im Januar gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) kann sich mit seinen 15,8 % zu den Siegern zählen, auch wenn diese Partei in den Umfragen doch deutlich höher eingestuft wurde. So erzielte es in den „Sonntagsfragen“ im Juni beispielsweise zwischen 20 und 21 % und auch knapp vor der Wahl zwischen 17 und 19 %.
Sachsen(LtW_2024)kleinIn Sachsen ist das BSW auf 11,8 % gekommen, die Umfragen in diesem Bundesland lagen näher - aber auch höher – an dem Ergebnis dieser Partei. Anzumerken ist auch, dass das BSW in Thüringen kein Direktmandat gewann, auch nicht in den sechs Wahlkreisen, in welchen es angetreten ist.
Bündnis 90/Die Grünen zählt vor allem in Thüringen zu den Wahlverlierern, mit 3,2 % erhält diese Partei kein Mandat. Besonders starke Einbußen erleidet die LINKE, die in Thüringen sogar den Ministerpräsidenten stellte. Sie erreicht nur noch 13,1 % (-17,9 %-Punkte), allerdings noch vier Direktmandate. Zwei Wahlkreismandate kann die LINKE im sächsischen Leipzig erringen und aufgrund der Grundmandatsregelung im sächsischen Wahlgesetz mit 4,5 Prozent sechs Mandate im Landtag erhalten. In diesem Bundesland büßte diese Partei 5,9 %-Punkte ein.
In beiden Bundesländern verlor die FDP massiv, in Sachsen kommen die Liberalen nur noch auf 0,9 %, in Thüringen auf 1,1 %. Die SPD konnte ihre Einbußen sowohl in Thüringen wie Sachsen mit 2,1 bzw. 0,4 %-Punkte halbwegs in Grenzen halten und zieht - wenn auch knapp – erneut in beide Landtage ein.
Laut Infratest-Dimap, welches für die ARD die Umfragedaten bereithält, zeigt sich, dass die Thüringer AfD in der Altersgruppe von 18 bis 24 Jahre 38 % erzielte und 15 %-Punkte dabei hinzu gewinnt. Die CDU erzielte in dieser Altersgruppe 13 %, die SPD 7 Prozent. Aufgeteilt nach Altersgruppen unterhalb von 60 Jahren und denen darüber erzielt die AfD in ersterer Gruppe 37 %, bei denjenigen über 60 Jahre lediglich 26 %, bei den Wählern über 70 Jahren sogar nur 19 %.
Interessant ist es auch, dass der AfD von 33 % der Wählerinnen und Wählern in Thüringen zugestanden wird, „sich mehr als die anderen Parteien um die Probleme vor Ort zu kümmern“. Zudem spräche die AfD „das aus, was in den anderen Parteien nicht gesagt werden dürfe“. 25 % meinen auch, dass die Thüringer AfD „ostdeutsche Interessen“ vertrete. Zudem kann die AfD in Thüringen offenbar als „Arbeiterpartei“ bezeichnet werden, da sie in diesem Wählersegment 49 % erzielt.
Das BSW wird von den Wählerinnen und Wählern in Thüringen als Partei sowohl für soziale Belange und gegen Waffenlieferungen angesehen mit 68 bzw. 60 %. Es ist aber auch gewählt worden „aus Enttäuschung gegenüber anderen Parteien“, 52 % der Anhängerschaft des BSW urteilten diesbezüglich. Zudem äußerten sich 64 % der BSW-Wähler, so Infratest-Dimap, dass sich zum Beispiel „die ärztliche Versorgung in den letzten Jahren vor Ort“ verschlechtert hätte. 52 % dieser Gruppe äußerten auch, dass man in Deutschland „nicht in einer richtigen Demokratie leben“ würden.
Laut der Infratest-Dimap-Wählerwanderungsbilanz verlor die LINKE im Saldo rund 84000 Stimmen an das BSW und 39000 an die CDU. Von dieser wanderten im Saldo 28000 Stimmen an die AfD, die LINKE verlor etwa 23000 Stimmen an die AfD.
In Sachsen zeigt die Wählerwanderungsbilanz Verluste – im Saldo - der dortigen CDU von 43000 bzw. 44000 Stimmen an das BSW bzw. die AfD, aber Gewinne in Höhe von z. B. 31000 Stimmen von Seiten der Grünen und 19000 Stimmen von Seiten vorheriger LINKEN-Wähler. Den größten Posten kann die CDU aber aus dem Lager ehemaliger Nichtwähler mit 40000 Stimmen holen. Allerdings, so sei hier angemerkt, sind derlei Wanderungsbilanzen mit einer Menge Fragezeichen behaftet und deshalb bilden die doch stark gerundeten Zahlen mehr einen groben Orientierungswert und sind kein absoluter und genauer Wert.
In Sachsen konnte die dortige CDU – ganz im Gegensatz zur Thüringer LINKEN – vom positiven Amtsbonus ihres Ministerpräsidenten profitieren. Im Vergleich zum Spitzenkandidaten der AfD (Jörg Urban) in dem Bundesland kann Michael Kretschmer in den Feldern Sympathie (57 % zu 19 %), Glaubwürdigkeit (54 % zu 18 %) und Sachverstand (51 % zu 20 %) den AfD-Kandidaten hinter sich lassen, wie die Forschungsgruppe Wahlen ermittelte. Die CDU ist auch die einzige Partei in Sachsen, die sich mit einem Wert von 1.1 (auf einer Skala von minus 5 bis plus 5) im positiven Bereich befindet. Die SPD erzielt nur einen Wert von -0.8, Bündnis 90/Die Grünen sogar nur -1.7.
Bei den Männern schnitt die sächsische AfD mit 35 % am besten ab, bei den Frauen liegt die CDU mit 34 % vorn, so die Daten der Forschungsgruppe Wahlen. Und wenn die sächsische SPD eines nicht ist, dann eine Arbeiterpartei. Sie erzielte in dieser Gruppe ein Ergebnis von rund 5 %, bei den Selbständigen sind es 6 %. Den höchsten Anteil kann die SPD beim Thema „Bildungsabschluss“ in der Gruppe der Personen mit einem Hochschulabschluss erreichen, hier sind es 13 %, wie die Forschungsgruppe Wahlen ermittelte.
Kommentar: Was für die Medien offenbar wieder einmal am wichtigsten ist, ist die Frage nach dem Personal verbunden mit Koalitionen. Das diese Wahlergebnisse eine rechtsextreme Partei auf über 30 % gehievt haben, bleibt offenbar eine Randnotiz. Die Frage, was in den die AfD wählenden Personen – und auch die des BSW – vor sich geht wird nach den vorliegenden Werten nicht beantwortet. Da sich die Mainstream-Medien lieber an ein „Bäumchen Wechsel dich“-Spiel der handelnden Personen beteiligen, ist auch eine grundsätzliche Diskussion über den Zustand der Demokratie nicht gewollt.

Durchschnitt bei den Sonntagsfragen im August 2024: Nach wie vor stabile Datenlage

Monats-Umfrage(August_2024)_kleinBerlin, 1. September 2024: Am heutigen Tag finden in Thüringen und Sachsen viel beachtete Landtagswahlen statt. Dabei geht es vor allem um das Abschneiden der als rechtsextremistisch eingestuften Landesverbände der AfD. Letzte Meinungsumfragen sagen für Thüringen den ersten Platz für die Partei voraus, in Sachsen liegt sie mit der dortigen CDU etwa gleichauf. Was den Bundestrend anbelangt, so lassen sich die 19 Umfragen zusammenfassen unter dem Stichwort: „Nicht viel neues“.
So führen CDU und CSU nach wie vor die Liste an mit durchschnittlichen 31,1 % (+7,0 %-Punkte im Vergleich mit dem Ergebnis der letzten Bundestagswahl), die SPD folgt mit 15,2 % (-10,5 %-Punkte), vor ihr liegt die AfD mit 17,4 % (+7,1 %-Punkte).
Bündnis 90/Die Grünen erzielt 11,3 % (-3,5 %-Punkte), die FDP kommt im monatlichen Durchschnitt bei den Sonntagsfragen auf 5 % (-6,5 %-Punkte), die LINKE auf 2,9 % (-2,0 %-Punkte) sowie das BSW wieder auf 8,3 %. Alle anderen Parteien erreichen im letzten Monat 8,8 % (+0,1 %-Punkt).
In Mandate umgerechnet erzielt die SPD 108 Sitze, Bündnis 90/Die Grünen bekäme 81 Mandate, die FDP 36, die CDU/CSU kommt auf 222 Sitze, die AfD erzielt nach den demoskopischen Daten 124 Sitze und das BSW 59.
Zur Erklärung: Es handelt sich bei dieser Rangliste nicht um eine sozialwissenschaftliche Untersuchung, sondern dem Durchschnittswert, der sich aus der Berechnung der veröffentlichten Umfragedaten eines gesamten Monats der Institute VERIAN, Infratest-Dimap, INSA-Consulere, der Forschungsgruppe Wahlen e. V., dem FORSA-Institut, GMS und dem Institut für Demoskopie (Allensbach) sowie YouGOV ergibt.
Wie sich dieser Durchschnitt weiter entwickeln wird, dürfte auch von den Ergebnissen der heutigen Landtagswahlen sowie auch die folgenden in Brandenburg und im Frühjahr in Hamburg abhängen.